Ablauf eines Märchen-Gesprächskreises

Zu Beginn des Gesprächskreises eine kurze allgemeine Einführung in die Wirkkraft von Märchen geben.
Das ausgewählte Märchen in Ruhe vorlesen oder frei erzählen.

Nach dem gemeinsamen Hören des Märchens eine kleine Pause lassen und dann zunächst ganz allgemein fragen: „Wie ging es Euch mit dem Märchen?“ 
Diese zentrale Frage wird nach jeder Märchenerzählung als erstes gestellt. Bei den Antworten gibt es kein falsch oder richtig. 

Möglichst wertfrei in die Gespräche gehen und sich selbst herausnehmen. Auch die Gruppe anleiten, keine Bewertungen abzugeben. Dies ist besonders wichtig, damit sich ein gutes Gespräch in der Gruppe entwickeln kann. Jeder sollte sich in der Gruppe angenommen fühlen.

Alle Antworten zu den diversen Gedanken und Gefühlen, die beim Hören des Märchens auftauchen, bekommen ihren Raum und werden ohne Kommentar gehört.
Die Antworten können z.B. auf einem Blatt, einem Flipchart oder einer Wandtafel gesammelt und aufgeschrieben werden.

Immer in der Diskussion auf das Märchen zurück führen. Das Märchen ist der rote Faden: „Was sagt das Märchen dazu?“ Das schafft für alle Sicherheit und Distanz. Zu welchem Zeitpunkt man die Diskussion unterbricht und auf das Märchen zurück führt, sollte nach dem eigenen Gefühl entschieden werden. Dabei kann man auf sich selbst vertrauen, die richtige Entscheidung zu treffen.

Wenn man Märchen in der Gruppe bearbeitet, kommen Gefühle hoch, die man sonst nicht fühlen oder äußern würde. Durch Märchen lernt man sich neu kennen. Sowohl Frauen wie Männer sind Gefühlsmenschen. „Wie kann Gott das zulassen?“ „Wo finde ich Trost?“ „Wie kann ich vergeben?“ „Wie kann ich mit dem Verlust umgehen?“
Nach einer allgemeinen Gesprächsrunde soll die Gruppenleitung auf die Fragen fokussieren, die im Gespräch genauer erörtert werden sollen.
Solche Fragen können sein:
„Wie/woran erkennen wir Gott überhaupt?
Wann und wie taucht er auf in unserem Leben?“
Wie würden wir handeln in einer ähnlichen Situation?
Bezüge zu aktuellen Situationen sind einfach herzustellen: Was wäre z. B., wenn ein Fremder aus Not bei uns anklopft?
Durch das gehörte Märchen und die gestellten Fragen dürfte ein lebhafter Diskussionskreis garantiert sein.

Man kann das Märchen auch noch für einen weiteren Termin aufgreifen und dann auf einige der anderen Fragen bzw. Themen eingehen, die in der Anfangsrunde zusammen getragen wurden. 
So könnte man sich durch das Märchen inspirieren lassen, gemeinsam darüber nachzudenken, was man sich denn von Gott wünschen würde!
* * * * * * *
Es gibt unzählige Märchen aus aller Welt, mit denen man kirchliche Gesprächsabende gestalten kann. 
Der betende Narr (Frage: Wann und wie beten wir eigentlich?)
Die diebische Taube (Thema: Vergebung trotz tiefer Verletzung)
Die Reise ins Paradies (Frage: Wie stellen wir uns das Paradies vor?)
Ergänzend könnte die Gruppenleitung zum Thema des Märchens 2-3 passende Bibelzitate auswählen. 

Abschluss eines kirchlichen Gesprächskreises
In der Pause und nach der Veranstaltung sollte der Referent/die Referentin für Einzelgespräche zur Verfügung stehen, um in der Gruppe Ungesagtes begleiten zu können.
Den Gesprächskreis immer mit der Rückführung auf das Märchen beenden. Dies ist ein guter Abschluss, da im Märchen fast immer das Gute siegt. Ein gutes Ende ist tröstlich und eine Stärkung für das Leben.

Text: Kerstin Bothe, EEB
Quelle Inhalte: Märchenseminare der Ev. Erwachsenenbildung Niedersachsen, Geschäftsstelle Hannover, Referentin Katja Breitling

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